Dr.-Ing. Elena Rudi im Interview

Die starken Frauen unserer Branche geben weiter Vollgas! In den vergangenen Wochen gewährten uns unterschiedliche Frauen Einblicke in ihr Berufsleben. Für unser letztes Powerfrau-Interview begrüßen wir Dr.-Ing. Elena Rudi (Leiterin des Zentrallabors im TechnologieCentrum der Basalt AG).

infraTest: Guten Morgen, Frau Rudi. Wenn ich mir Ihren Lebenslauf anschaue, scheint dieser perfekt verlaufen zu sein. Hatten Sie von Anfang an einen Plan?

E. Rudi: Schon in der 11ten Klasse wusste ich, dass ich Bauingenieurwesen studieren wollte und auch an welcher Universität. Architektur wäre bestimmt interessant gewesen, allerdings erkannte ich die Vorteile des Ingenieurstudiums nachdem ich mich genauer informierte. Also schlug ich zielstrebig meinen Weg ein.

infraTest: Das Studium besteht aus unterschiedlichen Modulen. Für welche Fächer konnten Sie sich am meisten begeistern?

E. Rudi: Mir hat das Modul Straßenplanung sehr gut gefallen. Es ist ein tolles Gefühl, eine Straße von Anfang an zu planen und gestalten zu dürfen. Auch Mathematik, Mechanik und Statik waren sehr interessant. Überraschender Weise zählte auch Bauphysik zu meinen Lieblingsfächern. Das hätte ich während meiner Schulzeit nicht vermutet.

 

infraTest: Nach dem Studium begonnen Sie Ihre berufliche Laufbahn bei der Basalt AG. Haben Sie seither auf eine leitende Position hingearbeitet?

E. Rudi: Nein, das hat sich einfach ergeben. Neben fundiertem Fachwissen gehört auch ein bisschen Glück dazu. Ich war zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und bekam die Chance mich als Führungskraft zu beweisen, weil sich mein Vorgänger neuen Herausforderungen widmete.

 

infraTest: Seit 8 Jahren sind Sie bei der Basalt AG angestellt und konnten schon viel Berufserfahrung sammeln. Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß?

E. Rudi: Das ist die Abwechslung! Meine Arbeit ist ein bunter Mix aus Außenterminen auf Baustellen, Bürotätigkeiten und Forschung. In unserem Zentrallabor führen wir unter anderem verschiedene Performance Prüfungen am Asphalt durch und ich werte die Ergebnisse aus.

Zusätzlich ist der Austausch mit anderen Fachkollegen sehr inspirierend. In unserer Branche gibt es viele verschiedene Persönlichkeiten. So lerne ich stets etwas Neues dazu oder kennen.

 

infraTest: Und auf was könnten Sie in Ihrem Arbeitsleben nicht mehr verzichten?

E. Rudi: Fachdiskussionen sind unfassbar spannend und bereichern meinen Alltag. Ohne die Kommunikation mit meinen Kollegen würde mir mein Beruf nur halb so viel Freude bereiten.

 

infraTest: Ihr konsequenter Fleiß hat sich ausgezahlt. Welche Entscheidungen führten rückblickend zu Ihrem Erfolg?

E. Rudi: Ich bin sehr glücklich, dass ich mich damals für die Basalt AG entschieden habe. Hier konnte ich mich stetig weiterentwickeln und habe nun meinen Platz gefunden. Ergänzend hat sich die Promotion ausgezahlt, sodass ich nun eine Führungsposition übernehmen durfte. Am Schluss fügten sich all meine Entscheidungen zu einem stimmigen Gesamtpaket, mit dem ich sehr zufrieden bin.

 

infraTest: Wie deutlich spürt man es als Frau, in einer Männerdomäne zu arbeiten? Müssen junge Frauen mehr für ihren Erfolg leisten?

E. Rudi: Nein, das sehe ich nicht so! Dank tollen Pionierfrauen, wie Frau Hunstock, können wir heute eher über einen grundsätzlichen Generationenkonflikt sprechen. Junge Menschen wachsen in einer digitalen Welt auf. Da kommt es zwangsläufig zu Meinungsverschiedenheiten zwischen der etablierten Führungsriege und den ambitionierten Einsteigern. Sowohl Männer als auch Frauen müssen sich beweisen. Wenn man exzellente Arbeit leistet und selbstbewusst auftritt, soll dies unabhängig vom Geschlecht honoriert werden.

 

infraTest: In welchen Bereichen unserer Branche trifft man Ihrer Meinung nach mehr Frauen an? Auf Baustellen sehe ich zumindest kaum Frauen.

E. Rudi: Nein, die Baustellenarbeit ist schwere körperliche Arbeit. Nicht jeder Körper kann das langfristig leisten. Ich denke, dass diese Arbeit auch nicht dem üblichen Interessensbereich einer Frau entspricht, wobei es natürlich immer Ausnahmen gibt und das ist auch gut so! Viele meiner ehemaligen Kommilitoninnen sind heute für öffentliche Behörden oder in Ingenieurbüros tätig. In meinem Studienjahrgang haben verhältnismäßig viele Frauen den konstruktiven Ingenieurbau und Brückenbauvertieft.

 

infraTest: Was wünschen Sie jungen Frauen, die jetzt in unsere Branche einsteigen und welchen Rat würden Sie ihnen mit auf den Weg geben?

E. Rudi: Bleibt euch selbst treu. Wenn ihr das wirklich wollt und für euer Ziel kämpft, erreicht ihr es auch. Entwickelt Leidenschaft für eure Arbeit und brennt für eure Tätigkeit. Dann kommt der Erfolg fast von alleine. Wägt eure Stärken und Schwächen ab. So findet ihr eine Position, in der ihr euch wohlfühlt.

infraTest: Vielen Dank für diese abschließenden Worte und das offene Gespräch. Mit Ihrem Interview sind wir am Ende unseres Powerfrauen-Monats angelangt.

 Wir danken nochmals allen Frauen unserer Branche für ihr Engagement und freuen uns darauf unsere Frauenrunde bald wiederholen zu können, auch wenn dies vorerst nur online möglich ist.