Dr.-Ing. Elena Rudi im Interview

Die starken Frauen unserer Branche geben weiter Vollgas! In den vergangenen Wochen gewährten uns unterschiedliche Frauen Einblicke in ihr Berufsleben. Für unser letztes Powerfrau-Interview begrüßen wir Dr.-Ing. Elena Rudi (Leiterin des Zentrallabors im TechnologieCentrum der Basalt AG).

infraTest: Guten Morgen, Frau Rudi. Wenn ich mir Ihren Lebenslauf anschaue, scheint dieser perfekt verlaufen zu sein. Hatten Sie von Anfang an einen Plan?

E. Rudi: Schon in der 11ten Klasse wusste ich, dass ich Bauingenieurwesen studieren wollte und auch an welcher Universität. Architektur wäre bestimmt interessant gewesen, allerdings erkannte ich die Vorteile des Ingenieurstudiums nachdem ich mich genauer informierte. Also schlug ich zielstrebig meinen Weg ein.

infraTest: Das Studium besteht aus unterschiedlichen Modulen. Für welche Fächer konnten Sie sich am meisten begeistern?

E. Rudi: Mir hat das Modul Straßenplanung sehr gut gefallen. Es ist ein tolles Gefühl, eine Straße von Anfang an zu planen und gestalten zu dürfen. Auch Mathematik, Mechanik und Statik waren sehr interessant. Überraschender Weise zählte auch Bauphysik zu meinen Lieblingsfächern. Das hätte ich während meiner Schulzeit nicht vermutet.

 

infraTest: Nach dem Studium begonnen Sie Ihre berufliche Laufbahn bei der Basalt AG. Haben Sie seither auf eine leitende Position hingearbeitet?

E. Rudi: Nein, das hat sich einfach ergeben. Neben fundiertem Fachwissen gehört auch ein bisschen Glück dazu. Ich war zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und bekam die Chance mich als Führungskraft zu beweisen, weil sich mein Vorgänger neuen Herausforderungen widmete.

 

infraTest: Seit 8 Jahren sind Sie bei der Basalt AG angestellt und konnten schon viel Berufserfahrung sammeln. Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß?

E. Rudi: Das ist die Abwechslung! Meine Arbeit ist ein bunter Mix aus Außenterminen auf Baustellen, Bürotätigkeiten und Forschung. In unserem Zentrallabor führen wir unter anderem verschiedene Performance Prüfungen am Asphalt durch und ich werte die Ergebnisse aus.

Zusätzlich ist der Austausch mit anderen Fachkollegen sehr inspirierend. In unserer Branche gibt es viele verschiedene Persönlichkeiten. So lerne ich stets etwas Neues dazu oder kennen.

 

infraTest: Und auf was könnten Sie in Ihrem Arbeitsleben nicht mehr verzichten?

E. Rudi: Fachdiskussionen sind unfassbar spannend und bereichern meinen Alltag. Ohne die Kommunikation mit meinen Kollegen würde mir mein Beruf nur halb so viel Freude bereiten.

 

infraTest: Ihr konsequenter Fleiß hat sich ausgezahlt. Welche Entscheidungen führten rückblickend zu Ihrem Erfolg?

E. Rudi: Ich bin sehr glücklich, dass ich mich damals für die Basalt AG entschieden habe. Hier konnte ich mich stetig weiterentwickeln und habe nun meinen Platz gefunden. Ergänzend hat sich die Promotion ausgezahlt, sodass ich nun eine Führungsposition übernehmen durfte. Am Schluss fügten sich all meine Entscheidungen zu einem stimmigen Gesamtpaket, mit dem ich sehr zufrieden bin.

 

infraTest: Wie deutlich spürt man es als Frau, in einer Männerdomäne zu arbeiten? Müssen junge Frauen mehr für ihren Erfolg leisten?

E. Rudi: Nein, das sehe ich nicht so! Dank tollen Pionierfrauen, wie Frau Hunstock, können wir heute eher über einen grundsätzlichen Generationenkonflikt sprechen. Junge Menschen wachsen in einer digitalen Welt auf. Da kommt es zwangsläufig zu Meinungsverschiedenheiten zwischen der etablierten Führungsriege und den ambitionierten Einsteigern. Sowohl Männer als auch Frauen müssen sich beweisen. Wenn man exzellente Arbeit leistet und selbstbewusst auftritt, soll dies unabhängig vom Geschlecht honoriert werden.

 

infraTest: In welchen Bereichen unserer Branche trifft man Ihrer Meinung nach mehr Frauen an? Auf Baustellen sehe ich zumindest kaum Frauen.

E. Rudi: Nein, die Baustellenarbeit ist schwere körperliche Arbeit. Nicht jeder Körper kann das langfristig leisten. Ich denke, dass diese Arbeit auch nicht dem üblichen Interessensbereich einer Frau entspricht, wobei es natürlich immer Ausnahmen gibt und das ist auch gut so! Viele meiner ehemaligen Kommilitoninnen sind heute für öffentliche Behörden oder in Ingenieurbüros tätig. In meinem Studienjahrgang haben verhältnismäßig viele Frauen den konstruktiven Ingenieurbau und Brückenbauvertieft.

 

infraTest: Was wünschen Sie jungen Frauen, die jetzt in unsere Branche einsteigen und welchen Rat würden Sie ihnen mit auf den Weg geben?

E. Rudi: Bleibt euch selbst treu. Wenn ihr das wirklich wollt und für euer Ziel kämpft, erreicht ihr es auch. Entwickelt Leidenschaft für eure Arbeit und brennt für eure Tätigkeit. Dann kommt der Erfolg fast von alleine. Wägt eure Stärken und Schwächen ab. So findet ihr eine Position, in der ihr euch wohlfühlt.

infraTest: Vielen Dank für diese abschließenden Worte und das offene Gespräch. Mit Ihrem Interview sind wir am Ende unseres Powerfrauen-Monats angelangt.

 Wir danken nochmals allen Frauen unserer Branche für ihr Engagement und freuen uns darauf unsere Frauenrunde bald wiederholen zu können, auch wenn dies vorerst nur online möglich ist.

 

Plamena Plachkova-Dzhurova im Interview

Einblick aus der Forschung und der Universität ermöglicht uns unser heutiger Gast: Wir begrüßen Dr.-Ing. Plamena Plachkova-Dzhurova vom Institut für Straßen- und Eisenbahnwesen (ISE) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT).

infraTest: Frau Plachkova-Dzhurova, war Ihnen schon als junges Mädchen klar, welchen Weg Sie einschlagen würden?

P. Plachkova-Dzhurova: Nein, ganz und gar nicht. Ich wollte unbedingt Militärpilotin werden und hatte mich auch dafür vorbereitet. Wie es der Zufall wollte, wurden in dem Jahr meines Schulabschlusses keine Frauen angenommen, sodass ich mich nach einer Alternative umsah.

infraTest: Ein besonderer Berufswunsch. Ich kann mir vorstellen, dass Ihre Eltern Ihre jetzige Berufswahl mehr begrüßen.

P. Plachkova-Dzhurova: Meine Eltern arbeiten beide im Straßenbau. Mein Vater war lange beim Tiefbauamt beschäftigt und arbeitet jetzt bei einer Baufirma. Meine Mutter hat viele unterschiedliche Einblicke beim Hoch- und Tiefbau und in der Qualitätssicherung gewonnen. Dadurch bin ich mit unserer Branche aufgewachsen. Meine Eltern waren glücklich, als ich meinen Wunsch Pilotin zu werden verwarf. Allerdings lebe ich nun über 2.000 km von ihnen entfernt.

 

infraTest: Welche Station in Ihrem beruflichen Werdegang mochten sie am meisten und welche empfanden Sie am anspruchsvollsten?

P. Plachkova-Dzhurova: Ich stecke in fast allen Stationen noch tief drin. Mein Aufgabengebiet besteht aus vielen Facetten wie der Forschung, Lehre und der Arbeit in der RAP Stra – Prüfstelle. Ich liebe die Vielfältigkeit und empfinde es als Luxus einer ganzheitlichen Tätigkeit nachgehen zu dürfen. All diese Bereiche sind anspruchsvoll und ergänzen sich. Erkenntnisse aus der Praxis lassen sich auf die Forschung und Lehre übertragen und genauso auch umgekehrt.

 

infraTest: Sie kamen als junge Frau nach Deutschland. Hatten Sie das Gefühl, dass es für junge Menschen schwieriger ist in unserer Branche anzukommen?

P. Plachkova-Dzhurova: Während meinem Studium konnte ich durch Praktikas und studentische Tätigkeiten verschiedene Einblicke im Straßenbau, aber viel mehr im Wasser- und konstruktiven Ingenieurbau gewinnen. Nach dem Studium ging es aber erst richtig los. Am Anfang ist es immer schwierig – man ist neu, kommt direkt von der Uni und hat keine Kontakte in der Branche. Es ist wichtig um jede Chance zu kämpfen und schnell zu lernen. Ich fand aber nette KollegINNen, sowohl am Institut als auch außerhalb, die mich unterstützt haben und mit denen die Arbeit Spaß gemacht hat.

 

infraTest: Wie konnten Sie sich den Respekt erarbeiten?

P. Plachkova-Dzhurova: Durch Geduld und Durchhaltevermögen. Respekt und Anerkennung verdient man sich nicht von heute auf morgen. Im Grunde genommen ist es etwas, woran man andauernd arbeiten muss. Wenn man eine fundierte Expertise vorweist, zahlt es sich früher oder später aus. Es gibt viele Wege, die ans Ziel führen. Man muss einfach immer nur weiter machen.

 

infraTest: Sie decken viele Bereiche ab. Dadurch verbringen Sie viel Zeit mit der Arbeit. Bildet sich entsprechend auch der Freundeskreis und das Privatleben nach einer Weile in unserer Branche ab?

P. Plachkova-Dzhurova: Die Arbeit nimmt schon einen zentralen Stellenwert in meinem Leben ein. Ich habe aber auch eine tolle Familie und vor allem einen Partner, der mich sehr unterstützt. Mit der Zeit werden die Freunde in der Branche mehr, aber es gibt natürlich auch andere. Einige meiner privaten Kontakte stammen noch aus einer Zeit bevor mein beruflicher Werdegang begonnen hat. Natürlich sieht man sich nicht mehr so häufig, wir haben uns alle in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Sobald wir uns wiedersehen, können wir da anknüpfen, wo wir aufgehört haben. Ich bin dankbar für solch langfristige Freundschaften.

 

infraTest: Was fasziniert Sie am meisten an Ihrem Beruf?

P. Plachkova-Dzhurova: Der Gedanke etwas zu schaffen, was bleibt. Ich baue zwar direkt keine Straßen, aber alles was ich mache dient dazu sie auf der einen oder anderen Art und Weise langlebiger und besser zu machen. Von meiner Arbeit profitiert am Schluss die gesamte Gesellschaft. Es macht mich stolz, wenn ich über eine Straße fahre, an der ich mitgewirkt habe.

 

infraTest: Wenn Sie drei Wünsche für unsere Branche frei hätten, welche wären es?

P. Plachkova-Dzhurova: Als erstes würde ich mir wünschen, dass unsere Branche mehr Wertschätzung von der Gesellschaft erfährt. Häufig ist gar nicht bekannt, was genau hinter unserer Arbeit steckt. Als zweites wünsche ich mir, dass mehr junge Leute unseren Beruf für sich entdecken und dass sich wiederum mehr von denen auch für die Forschung interessieren. Abschließend fände ich es großartig, wenn sich noch mehr Frauen trauen und ihre Ausbildung und ihr Studium in unserer Branche absolvieren.

 

infraTest: Was wünschen Sie jungen Frauen, die jetzt in unsere Branche einsteigen und welchen Rat würden Sie ihnen mit auf den Weg geben?

P. Plachkova-Dzhurova: Unsere Aufgabenfelder sind vielseitig und abwechslungsreich. Habt Selbstvertrauen und arbeitet unermüdlich an euren Fähigkeiten. Behaltet das Ziel vor Augen und lasst euch nicht von Rückschlägen runterziehen.

infraTest: Vielen Dank für das spannende Gespräch. Sie leisten großartige Arbeit an Ihrer Universität. Wir sind sicher, dass auch Ihre Studenten/innen sehr zufrieden mit Ihnen sind. 

Katrin Hunstock im Interview

Für uns ist der Weltfrauentag nicht nur einmal im Jahr! Wir widmen den März unseren Powerfrauen und veröffentlichen jeden Freitag ein Interview. Heute begrüßen wir Katrin Hunstock (Beratungsingenieurin bei Eurovia Deutschland).

infraTest: Hallo Frau Hunstock, Sie sind Beratungsingenieurin bei der Eurovia Deutschland. Wussten Sie nach dem Schulabschluss sofort welchen Beruf Sie erlernen wollten?

K. Hunstock: Ja, ich bin meinen Werdegang sehr strukturiert angegangen. Schon während der Oberstufe war klar, dass ich Bauingenieurwesen studieren wollte. Einblicke in die Praxis sind mir schon immer wichtig gewesen. Daher absolvierte ich noch zu Schulzeiten einige Praktika. Die Eindrücke aus dem Ingenieurbüro, Straßenbaulabor und Verkehrsplanungsbüro halfen mir dabei herauszufinden, auf welchen Bereich ich mich spezialisieren wollte. Am Schluss ist es Straßenbau geworden, weil mich das Praktikum im Labor am meisten überzeugte. Ich finde es toll, zu sehen, was wir erschaffen können. Meine Berufswahl war eine ganz bewusste Entscheidung, mit der ich bis heute sehr zufrieden bin! Bei Eurovia Deutschland habe ich meinen Platz gefunden.

 

infraTest: Gibt es Fächer in dem Studium, an denen man besondere Freude haben sollte und wie war die Verteilung zwischen Männern und Frauen?

K. Hunstock: Ich denke, man sollte unbedingt eine Affinität zu Mathe haben. Im Studium muss man sehr viel rechnen. Hinsichtlich der Verteilung von Männern und Frauen gab es früher einen männlichen Überhang. Ich würde schätzen, dass in meinem Studiengang 10 % Frauen vertreten waren. Das dürfte sich inzwischen geändert haben.

 

infraTest: Was beinhaltet nun Ihr Aufgabengebiet?

K. Hunstock: Ich berate Niederlassungen und Mischanlage bei technischen Fragestellungen. Dazu gehört auch die Unterstützung bei Ausschreibungen, die Planung und nachträgliche Abwicklung. Ergänzend bin ich für technische Schulungen von den Kolonnen bis hin zum Niederlassungsleiter verantwortlich. Besonders viel Spaß macht mir die Abwechslung in meinem Job. Ich lerne immer etwas dazu. Interaktive und spannende Webseminare in der aktuellen Zeit zu gestalten war für mich neu, aber ich habe mich gerne dieser Aufgabe angenommen.

 

infraTest: Sie sind in einer leitenden Position. Welche Eigenschaften sollte Ihrer Meinung nach eine gute Führungskraft mitbringen?

K. Hunstock: Definitiv soziale Kompetenz! Nicht jeder Fachspezialist besitzt auch Führungskompetenzen. Es ist wichtig ehrlich, zu sich selbst zu sein und den Mut aufzubringen, sich seine Schwächen einzugestehen. So gelingt es, sich auf seine Stärken zu konzentrieren und den Weg zu finden, der zu einem passt.
Zudem sind Selbstreflexion und Selbstbewusstsein wichtige Eigenschaften, genauso wie die Fähigkeit geleistete Arbeit wertschätzen und honorieren zu können. Nicht nur strategische Aufgaben sind für ein Unternehmen wichtig. Auch die operative Baustellenarbeit verdient genauso viel Anerkennung.

 

infraTest: Was macht uns Frauen aus? Ein weit verbreitetes Klischee ist, dass Frauen sensibel sind. Wenn das so ist, wären wir prädestiniert für Führungspositionen, da wir ein besseres Gespür für Zwischenmenschliches hätten?

K. Hunstock: Ich denke, unsere Hauptmotivation ist seltener Prestige. Man kann nichts pauschalisieren und aus meiner Erfahrung heraus würde ich sagen, dass sich Frauen in erster Linie mit Ihrer Arbeit identifizieren und Spaß an dieser haben müssen. Wir entscheiden manches aus dem Bauch heraus. Jedoch nicht ohne uns vorab genau informiert zu haben. Dies ist allerdings vom Charakter und nicht vom Geschlecht abhängig. Selbstbewusste Frauen wissen, wo ihre Grenzen liegen und was ihre Stärken sind.

 

infraTest: Wie deutlich spürt man es als Frau, in einer Männerdomäne zu arbeiten? Müssen junge Frauen mehr für ihren Erfolg leisten?

K. Hunstock: Vor 18 Jahren habe ich in der Baubranche angefangen und zu dieser Zeit war es noch schwierig, sich als Frau eine Führungsposition zu erkämpfen. Auch auf den Veranstaltungen unserer Branche sind Frauen deutlich in der Unterzahl. Man kann nicht abstreiten, dass unsere Branche ein „Männer-Club“ ist. Aber ich habe durch Praktika und meine Berufserfahrung Einblicke in unterschiedlichste Bereiche gewonnen, sodass ich mit meinem Know-how überzeugen konnte.

 

infraTest: Würden Sie sich mehr Frauen in unserer Branche wünschen?

K. Hunstock: Es würde mit Sicherheit nicht schaden. Ich bin davon überzeugt, dass mehr Frauen in unserer Branche arbeiten würden, wenn wir mehr Bewerberinnen hätten. Vielleicht ist es eine Sache der Erziehung, des Gesellschaftsbilds, ein Marketing-Thema oder eine Frage der Ausbildungsinhalte. Tatsache ist, dass sich deutlich weniger Frauen für unseren Bereich bewerben.

 

infraTest: Gibt es Vorurteile, die Männer besonders häufig bestätigen?

K. Hunstock: Es ist menschlich, in Schubladen zu denken. Dennoch fällt es uns öfter auf, wenn ein Mann ein Klischee bedient. Die Tatsache, dass zuvor viele Männer anders reagiert haben, rückt schnell in den Hintergrund. Wir sollten nichts verallgemeinern. Insbesondere die nachkommende Generation steht für Offenheit und beweist, dass es Zeit ist, starre Denkweisen aufzubrechen.

 

infraTest: Viele gebildete junge Frauen streben eine erfolgreiche Karriere an und wünschen sich dennoch eine Familie mit Kindern. Der Drang nach Selbstverwirklichung wird bei der nachkommenden Generation immer stärker. Wie kann man sich beide Wünsche erfüllen?

K. Hunstock: Es ist nicht einfach, aber machbar. Zu meinem Job gehören viele Reisen. Ich bin demnach unter normalen Umständen selten zu Hause. Ohne einen starken und verständnisvollen Partner wird es eine Herausforderung, Kinder und Job unter einen Hut zu bringen. Jede Frau muss sich im Vorfeld darüber klar werden, welche Ziele sie verfolgt und diese mit Ihrem Partner abstimmen.

 

infraTest: Wie viel private Zeit bleibt einer Führungskraft überhaupt?

K. Hunstock: Das kommt ganz darauf an. Es gibt Phasen in denen man auch an Wochenenden oder Feiertagen arbeitet. Nicht nur, weil man muss, auch weil man intrinsisch motiviert ist, sich für ein Thema interessiert oder eine Aufgabe abschließen möchte. Dafür hat eine Führungsposition mehr Freiheiten und natürlich gehört der Urlaub dem Privatleben. Es ist nicht immer erforderlich Mehrarbeit zu leisten, aber sie gehört dazu.

 

infraTest: Welche Erfahrungen wollten Sie nicht mehr missen und worauf sind sie besonders stolz?

K. Hunstock: Ich würde alles genauso wieder machen und wollte sowohl meine Glanzstunden als auch Niederlagen erleben. Wir lernen aus schwierigen Situationen und wissen beim nächsten Mal, wie es besser geht. Vielleicht sind wir Frauen dabei etwas selbstkritischer oder neigen zum Perfektionismus.

 

infraTest: Was wünschen Sie jungen Frauen, die jetzt in unsere Branche einsteigen und welchen Rat würden Sie ihnen mit auf den Weg geben?

K. Hunstock: Man muss nicht sofort alles können. Wir wachsen an unseren Herausforderungen und so kann auch das Selbstbewusstsein wachsen. Macht Euch nicht klein, aber seid trotzdem selbstreflektiert. Gebt nicht auf und glaubt an Euch selbst!

infraTest: Vielen Dank für das inspirierende Gespräch. Sie sind ein Vorbild für unsere nächste Generation.

Weltfrauentag – Wir danken unseren Powerfrauen!

infraTest Prüftechnik sagt am Weltfrauentag danke zu den Powerfrauen in der Asphaltbranche. Es ist internationaler Frauentag!

infraTest Prüftechnik lädt Powerfrauen der Asphaltbranche zum Interview ein

Ca. 51% der deutschen Bevölkerung sind Frauen. Grund genug ihnen am internationalen Frauentag unsere Wertschätzung zu zeigen und DANKE zu sagen! Denn nur wenige arbeiten in Männerdomänen. infraTest bewundert die starken Frauen unserer Branche und hat drei stellvertretende Powerfrauen zum Interview eingeladen.

Wir begrüßen Dr.-Ing. Plamena Plachkova-Dzhurova (Leiterin der Abteilung Straßenbautechnik am Karlsruher Institut für Technologie), Elena Rudi (Leiterin des Zentrallabors bei der Basalt AG) und Katrin Hunstock (Beratungsingenieurin bei der Eurovia Deutschland).

infraTest: Guten Morgen zusammen! Vielen Dank, dass wir Sie in unserer Frauenrunde begrüßen dürfen. Frau Plachkova-Dzurova, war Ihnen schon als junges Mädchen klar, welchen Weg Sie einschlagen würden?

P. Plachkova-Dzhurova: Nein, ganz und gar nicht. Ich wollte unbedingt Militärpilotin werden und hatte mich auch dafür vorbereitet. Wie es der Zufall wollte, wurden in dem Jahr meines Schulabschlusses keine Frauen angenommen, sodass ich mich nach einer Alternative umsah.

infraTest: Militärpilotin – das ist ein wirklich besonderer Berufswunsch! Frau Rudi, wie war das bei Ihnen? Wenn ich mir Ihren Lebenslauf anschaue, scheint dieser perfekt verlaufen zu sein.

E. Rudi: Schon in der 11ten Klasse wusste ich, dass ich Bauingenieurwesen studieren wollte und auch an welcher Universität. Architektur wäre bestimmt interessant gewesen, allerdings erkannte ich die Vorteile des Ingenieurstudiums nachdem ich mich genauer informierte. Also schlug ich zielstrebig meinen Weg ein.


infraTest: Verstehe, aber wie sieht es mit dem Studium aus? Gibt es Fächer, an denen man besondere Freude haben sollte und wie war die Verteilung zwischen Männer und Frauen?

K. Hunstock: Ich denke, man sollte unbedingt eine Affinität zu Mathe haben. Im Studium muss man sehr viel rechnen. Hinsichtlich der Verteilung von Männern und Frauen gab es früher einen männlichen Überhang. Ich würde schätzen, dass in meinem Studiengang 10% Frauen vertreten waren. Das dürfte sich inzwischen geändert haben.

P. Plachkova-Dzhurova: Das kann ich bestätigen. Wenn ich nun in meine Kurse blicke, ist die Verteilung nahezu ausgeglichen.


infraTest: Wie deutlich spürt man es als Frau, in einer Männerdomäne zu arbeiten? Müssen junge Frauen mehr für ihren Erfolg leisten?

K. Hunstock: Vor 18 Jahren habe ich in der Baubranche angefangen und zu dieser Zeit war es noch schwierig, sich als Frau eine Führungsposition zu erkämpfen. Auch auf den Veranstaltungen unserer Branche sind Frauen deutlich in der Unterzahl. Man kann nicht abstreiten, dass unsere Branche ein „Männer-Club“ ist. Aber ich habe durch Praktika und meine Berufserfahrung Einblicke in unterschiedlichste Bereiche gewonnen, sodass ich mit meinem Know-how überzeugen konnte.

P. Plachkova-Dzhurova: In meinem Arbeitsalltag fällt es mir nicht auf, in einer Männerdomäne zu arbeiten. Ja, zu Beginn meiner Karriere war das schon schwierig und ich musste mir meine Position erarbeiten. Ich will aber nicht behaupten, dass dies ausschließlich an meinem Geschlecht lag. Vielleicht war es auch ein Generationenkonflikt, der dazu beitrug.

E. Rudi: Der Meinung bin ich auch! Dank der tollen Pionierfrauen, wie Frau Hunstock, können wir heute eher über einen grundsätzlichen Generationenkonflikt sprechen. Junge Menschen wachsen in einer digitalen Welt auf. Da kommt es zwangsläufig zu Meinungsverschiedenheiten zwischen der etablierten Führungsriege und den ambitionierten Einsteigern. Sowohl Männer als auch Frauen müssen sich beweisen. Wenn man exzellente Arbeit leistet und selbstbewusst auftritt, soll dies unabhängig vom Geschlecht honoriert werden. 


infraTest: Viele gebildete junge Frauen streben eine erfolgreiche Karriere an und wünschen sich dennoch eine Familie mit Kindern. Der Drang nach Selbstverwirklichung wird bei der nachkommenden Generation immer stärker. Wie kann man sich beide Wünsche erfüllen?

K. Hunstock: Es ist nicht einfach, aber machbar. Zu meinem Job gehören viele Reisen. Ich bin demnach unter normalen Umständen selten zu Hause. Ohne einen starken und verständnisvollen Partner wird es eine Herausforderung, Kinder und Job unter einen Hut zu bringen. Jede Frau muss sich im Vorfeld darüber klar werden, welche Ziele sie verfolgt und diese mit Ihrem Partner abstimmen. 

E. Rudi: In einer Führungsposition trägt man mehr Verantwortung. Ein geregelter 8-Stundentag ist daher eher die Ausnahme.  


infraTest: Was wünschen Sie jungen Frauen, die jetzt in unsere Branche einsteigen und
 welchen Rat würden Sie ihnen mit auf den Weg geben? 

P. Plachkova-Dzhurova: Ich würde mich freuen, wenn noch mehr Frauen den Mut hätten, in unsere Branche einzusteigen. Unsere Aufgabenfelder sind vielseitig und abwechslungsreich. Habt Selbstvertrauen und arbeitet unermüdlich an euren Fähigkeiten. Behaltet das Ziel vor Augen und lasst euch nicht von Rückschlägen runterziehen.

K. Hunstock: Man muss nicht sofort alles können. Wir wachsen an unseren Herausforderungen und so kann auch das Selbstbewusstsein wachsen. Macht euch nicht klein, aber seid trotzdem selbstreflektiert.

E. Rudi: Bleibt euch selbst treu. Wenn ihr das wirklich wollt und für euer Ziel kämpft, erreicht ihr es auch. Entwickelt Leidenschaft für eure Arbeit und brennt für eure Tätigkeit. Dann kommt der Erfolg fast von alleine. Wägt eure Stärken und Schwächen ab. So findet ihr eine Position, in der ihr euch wohl fühlt.

infraTest: Sie sind alle drei starke, emanzipierte Powerfrauen, die den Weg für unsere nachkommende Generation ebnen. Dafür danke ich Ihnen sehr! Auch fallen mir bei Ihnen Gemeinsamkeiten auf, die vielleicht ein Teil Ihres „Erfolgsrezepts“ sind: Zielstrebigkeit, Disziplin, Durchhaltevermögen, Authentizität und Kompetenz. Sie inspirieren und fördern junge Frauen, sodass diese in ein paar Jahren neben Ihnen an der Spitze stehen.

Vielen Dank für Ihre Zeit und das angenehme Gespräch! Wir freuen uns jetzt schon darauf Sie bald wieder persönlich zu sehen und hoffen mit unserem Beitrag noch mehr Frauen zu ermutigen ihre Träume zu verwirklichen.